Home, Der Pastore Maremmano-Abruzzese in der Schweiz als Familienhund
Leo

Rassen

Ursprung und Geschichte

Der Ursprung der Herdenschutzhunde kann auf fast 6000 Jahre zurückverfolgt werden, auf die Hochlandregion der heutigen Türkei, Irak und Syrien (de la Cruz 1995). Schafe und Ziegen, wurden vor rund 7000 bis 8000 Jahre vor Christi Geburt domestiziert in der Gegend des heutigen Iran und Irak. Diese ersten Tiere waren schwarz, grau oder braun und die ersten Schutzhunde waren ähnlich gefärbt, wie z.B. die Sharplaninatz (de la Cruz 1995).
Grosse Hunde sind auch zu sehen auf Felszeichnungen, datiert aus ca. 13000 v.Chr in den Ruinen von Babylon oder Ninive im alten Assyrien (Landry 1999, Taylor 2000). Domestizierte Hunde und Schafe erscheinen erstmal zusammen in archäologischen Stätten datiert 3585 v.Chr. Die ersten Vorfahren der Herdenschutzhunde kamen wahrscheinlich mit nomadischen Hirten aus dem Kaukasus in den nahen Osten um 6000 v.Chr. [1]

Erste ausführliche Rassenbeschreibungen von allen Hunden verdanken wir Xenophon’s 'kynegetikos' (425 - 355 v.Chr.). Explizit auf den Molosser geht Aristoteles ( 384 - 322 v.Chr.) in seiner 'historia animalium' ein.

Canis pastoralis

Canis pastoralis 'india' von 1672

Unter der Bezeichnung 'Molosser' wurden in der Antike alle doggenähnlichen Hunde zusammengefasst. Der Hauptstamm dieser Hundegattung war im antiken Epirus (NW-Griechenland) heimisch und von der epirotischen Stadt Molossi leitet sich denn auch der Rassenname ab. Er wird noch heute als Oberbegriff für alle Doggenarten und Berghunde verwendet. Die Molosser wurden in Griechenland als Hirten- und Hofhunde gehalten, gelegentlich wurden sie auch als Kampftiere eingesetzt. Von Fremden und Eindringlingen war der Molosser seiner Kraft wegen ebenso sehr gefürchtet wie er von seinen Besitzern für seine Sanftmut geliebt wurde. Unter Alexander dem Grossen verbreitete sich der Molosser über den gesamten hellenischen Raum. Mit der Zeit haben sich diese Hunde vermutlich immer weiter nach Westen verbreitet. Alle heute bekannten Doggenarten und Berghunde sind mit dem Molosser verwandt, wie etwa der Boxer, der Bernhardiner, der Pyrenäen-Berghund etc.

Die wahrscheinlichste Theorie der Herkunft der Maremmani ist, dass die Hunde von den römischen Legionen bei ihrer Rückkehr aus Mesopotamien und Assyrien nach Italien gebracht wurden. Überliefert ist, dass im antiken Rom weisse Hunde zum Hüten der Schafe und dunkle Hunde für die Bewachung von Haus und Hof eingesetzt waren. Weisse Wolle wurde vor allem in römischer Zeit bevorzugt und vermutlich haben Hunde mit weisser Farbe, ihren Ursprung daher (de la Cruz 1995).

Die beste Beschreibung ist zugleich die älteste, in der Überlieferung von Varrone (116 - 27 v.Chr.) im "Rerum Rusticarum". Er schreibt, der 'canis pastoralis' ist ein grosser Hund mit weissen Fell, mit schwarzer Nase und schwarzen Lefzen, dunklen Augen und im Gesamtbild wie ein Löwe. Sein Zweck war, das Vieh vor Gefahren zu schützen.
Columella, ein späterer Autor (4 - 70 n.Chr), bestätigt in der "De Re Rustica" den Einsatz von Varrones 'canis pastoralis' und beschreibt ihn als Hund zwischen dem 'canis venaticus' leicht und agil (Windhund oder Bluthund) und 'canis villaticus' eindrucksvoll und muskulös (Molosser). [2]

canis pastoralis 2

Molosser Statue: Römische Kopie eines griechischen Molosser-Hundes aus dem 2. Jh.n.Chr. (?) nach einem griechischen Werk von ca. 2. Jh.v.Chr. Ursprünglich im Palazzo Pighina in Rom, seit 1770 im Besitz des Vatikan.

Diese Beschreibungen passen perfekt zum heutigen Maremmano. Seine geographische Verbreitung erfolgte aus der Arbeit der Wanderhirten (Transhumanz ) und erstreckte sich gemäss Varrone vom Apennin bis in den 'salento epiro' (Apulien) und 'laconia' (Sardinien).

Die italienischen Hirtenhunde sind seit über 2000 Jahren bekannt. Sicher ist nur, dass diese Hunde wie die andern Hirtenhunde, Kuvasz, Tatrahund, der Pyrenäenhund etc. mit den Nomaden und ihren Herden von Asien über den nahen Osten, nach Europa gekommen sind. 

Die italienischen Hirtenhunde sind hauptsächlich in den ganzen Abruzzen, der Molise, in der Maremma und in Puglia verbreitet. Wobei vor allem zwischen zwei Rassearten unterschieden wird. Das sind einerseits die Berghunde, die Abruzzen Hunde und die Hunde der Maremma, die sich zwischen dem Tiber und dem Arno erstreckt.

Der Hundetyp der Maremma ist kleiner und gedrungener als derjenige aus den Bergen. Der Bergtyp, der Abruzzese, ist anzutreffen vom sibillinischen Gebirge bis hinunter zum Monte Cassino. Aber auch auf Sardinien und im Süden in der Region des Monte Pollino (Basilicata) und im Sila Gebirge (Calabrien) trifft man den Maremmano-Abruzzese an.

1958 wurde der italienische Herdenhund als Rasse 'Cane da Pastore Maremmano-Abruzzese' anerkannt. Die beiden Haupttypen, der Hund der Maremma Ebene und der grösser gewachsene Bergtyp, der Abruzzese wurden dabei zu einer gemeinsamen Rasse zusammenfasst.
Die Zucht dieser Hunde ist aber noch nicht so weit 'fortgeschritten', dass alle gleich aussehen.
Es gibt nach wie vor die regionalen Unterschiede, die sich vor allem im Aussehen und der Grösse zeigen. Regionale Typen sind z.B. der Marsicano, der Aquillano, der Maiella und einige mehr. Die stattlichsten Maremmani habe ich allerdings in der Region des Pollino Nationalparks gesehen, ein von West nach Ost verlaufender Gebirgszug im süden Italiens (Basilikata und Kalabrien).

Es gibt immer wieder Bestrebungen die Rassenarten auseinander zu halten, vor allem den Abruzzese. Tatsache ist, es gibt nur eine Rasse: den Pastore Maremmano-Abruzzese.

Abruzzen-Hunde, Verbreitungsgebiet

Im Jahr 1977 wurde in den USA, im Rahmen des Herdenschutzes vor Koyoten, ein geeigneter Hund gesucht. Der Maremmano-Abruzzese erwies sich für diese Aufgabe als prädestiniert. Heute wird er in USA ebenfalls gezüchtet und in zunehmendem Masse für den Herdenschutz eingesetzt.
Aber auch in Kanada, Australien und Neuseeland wird der Maremmano heute mit Erfolg gezüchtet und für den Herdenschutz eingesetzt.

Und selbst in der Schweiz gibt es seit dem Erscheinen des Wolfes Projekte, vom WWF und dem BUWAL begleitet, bei denen der Maremmano als Herdenschutzhund eingesetzt wird.

[1] nach Robin Rigg, Department of Zoology, University of Aberdeen

[2] Breber, Il cane da pastore maremmano-abruzzese

Siehe auch: Lokale Schläge des Maremmano-Abruzzese